Der Weg zum Staat Israel
Am 29. August 1897 trat im Stadtcasino von
Basel der Erste Zionistenkongress zusammen. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits
die unterschiedlichsten Ideen zur politischen und kulturellen Konzeption eines
jüdischen Staates, doch erst
Theodor
Herzl konnte der Zionismus zu einer politischen Bewegung formen. Der
Kongress gründete die Zionistische Weltorganisation als jüdische
Nationalvertretung und verabschiedete das sog. Baseler Programm, das "für das
jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte
in Palästina" forderte.
Im Rückblick auf dieses Ereignis notierte
Herzl die berühmt gewordenen Worte in sein Tagebuch: "Fasse ich den Baseler
Kongreß in ein Wort zusammen – das ich mich hüten werde, öffentlich
auszusprechen – so ist es dieses: in Basel habe ich den Judenstaat gegründet.
Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universales Gelächter antworten.
Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig wird es jeder einsehen."
Tatsächlich sollten nur wenig mehr als fünfzig Jahre vergehen, bis David Ben
Gurion am 14. Mai 1948 die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel verlas.
1882, vor der ersten großen
Einwanderungswelle, lebten etwa 25.000 vorwiegend orthodoxe Juden im sog.
Jischuw
("Siedlung", Kurzform für "Jüdische Siedlung in Eretz Israel), vor allem in
den vier heiligen Städten Jerusalem, Hebron, Tiberias und Safed. Erst die sog.
"Erste
Alijah" (Einwanderung), zwischen 1882 und 1903, brachte zionistische
"Pioniere", vor allem aus Osteuropa, ins Land, die zahlreiche Siedlungen
gründeten, wie etwa Rischon leZion oder Sichron Jaakow. Die Zweite Alijah,
angestoßen durch die Pogrome in Kishinew und anderen Orten in Rußland, brachte
bis 1914 weitere 40.000 Siedler ins Land. 1909 wurden der erste Kibbutz,
Degania am See Genezaret, sowie die Stadt Tel Aviv gegründet. Seit 1920 war
die jüdische Bevölkerung Palästinas auch politisch organisiert und wählte den
"Nationalrat". Während die ersten drei Einwanderungswellen vor allem Arbeiter
und sozialistisch orientiere Pioniere ins Land brachte, kamen mit der vierten
Alijah (1924-1931) vermehrt Vertreter der bürgerlichen Mittelschicht nach
Palästina. Anfang der 30er Jahre lebten etwa 175.000 Juden im Jischuw. Mit der
fünften Alijah zwischen 1932 und 1938 kamen unter anderem etwa 70.000 Juden
aus den deutschsprachigen Ländern, die sog. Jecken, nach Palästina.
Der Jischuw war bis nach Ende des Ersten
Weltkriegs dem Osmanischen Reich unterstellt. 1920 wurde Palästina zum
britischen Mandatsgebiet erklärt. Die britische Regierung hatte bereits 1917
der Zionistischen Bewegung in der Balfour Deklaration ihre Unterstützung
zugesichert. Darin schrieb Außenminister Arthur James Balfour: "Seiner
Majestät Regierung betrachtet die Schaffung einer nationalen Heimstätte in
Palästina für das jüdische Volk mit Wohlwollen und wird die größten
Anstrengungen machen, um die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern, wobei
klar verstanden werde, dass nichts getan werden soll, was die bürgerlichen und
religiösen Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina oder
die Rechte und die politische Stellung der Juden in irgendeinem anderen Lande
beeinträchtigen könnte."
Bereits in den 20er Jahren regte
sich Widerstand von Seiten der arabischen Bevölkerung des Landes gegen die
jüdische Einwanderung, was 1936 zunächst in einem Generalstreik gipfelte, der
in einen gewaltsamen Aufstand mit Ausschreitungen gegen jüdische Siedlungen
überging. Die Briten reagierten darauf mit dem sog.
MacDonald-Weißbuch von 1939, das die Einwanderung trotz der
antisemitischen Vernichtungspolitik im von Deutschland besetzten Europa strikt
limitierte und die britische Mandatspolitik bis 1947 bestimmen sollte.
Im Jischuw hatten sich
unterschiedliche Selbstschutzgruppen gebildet, allen voran die
Haganah
mit der Eliteeinheit
Palmach, aber auch die Untergrundorganisationen
Etzel und
Lehi, die halfen, die "illegale" Einwanderung (auch
Alijah Beth
oder Ha'apala genannt) an den Restriktionen der Briten vorbei voranzutreiben.
Zwischen 1934 und 1948 konnten so 115.000 "illegale" Einwanderer das Land
erreichen. Die britischen Behörden konnten jedoch zahlreiche Schiffe abfangen,
ca. 51.000 Juden wurden auf Zypern in Lagern interniert. Berühmtestes Beispiel
ist das Schiff "Exodus".
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges spitzte
sich die Lage im britischen Mandatsgebiet zu. Sowohl von jüdischer wie auch
von arabischer Seite wurde der Widerstand gegen die englischen Behörden und
ihre Politik massiver. In Europa verlangte die Lage der Überlebenden der
Schoah, die größtenteils in sog.
DP-Camps festsaßen (Displaced Persons
Lagern), nach einer Lösung. Die britische Regierung bat schließlich bei den
Vereinten Nationen um Vermittlung, was zur Einsetzung eines
UN-Sonderausschusses, dem UNSCOP, führte. Der Ausschuss schlug vor, das
britische Mandat zu beenden und das Gebiet zu teilen oder in einen
binationalen Staat umzuwandeln. Am 29. November 1947 fand schließlich die
historische Abstimmung in der UN-Vollversammlung statt, die die Resolution 181
beschloss, nach der das Land in einen jüdischen und einen arabischen Staat
aufgeteilt werden sollte.
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